Die Banalität des BlacKkKlansman

BlacKkKlansman handelt von einem schwarzen Polizisten, der verdeckt gegen den Ku-Klux-Klan in der Kleinstadt Colorado Spring im US-Bundesstaat Colorado ermittelt. Die Story basiert auf den Erinnerungen des Polizisten Ron Stallworth und seinem Buch „Black Klansman”. Der Film handelt von der Banalität und der Absurdität des Ku-Klux-Klans. In der Geschichte geht es aber auch das Durchbrechen von rassistischen Barrieren und Pionierarbeit in amerikanischen Institutionen nach der Aufhebung der „Rassen“trennung im Süden der USA und zum Höhepunkt der „Black Power” Bewegung.

Der Film reflektiert den Rassismus in den US-amerikanischen Institutionen und deutet an wie es dazu kam, dass jemand, der Ansichten von eben diesen Ku-Klux-Klan vertritt, Präsident der USA werden konnte. Jahrelang wurden rassistische Ideologien durch Steuer-, Migrations- und Strafrechtsreformen unterschwellig in den USA durchgesetzt.

Am Ende dieser Entwicklung steht für den Film Donald Trump. In einer der stärksten Szenen des Films lacht Polizist Stallworth über den Plan des KKK-Häuptlings David Duke, sich statt auf seinen Geheimbund in Zukunft mehr auf die reguläre Politik konzentrieren zu wollen. Die Bevölkerung würde einen derartigen Rassisten niemals wählen, sagt er. Sein (weißer) Vorgesetzter entgegnet: „For a black man, you‘re pretty naive“.

Der weiße Elefant im Raum

Der Kampf gegen Rassismus ist lang und anstrengend. Der Film schlägt ein gemeinsames Miteinander progressiver Kräfte vor, das das Infiltrieren mächtiger Institutionen durch progressive Akteure ebenso beinhaltet wie das Engagement auf der Straße. Nur gemeinsam könne man den Rassismus besiegen.

Der Film enthält zur Visualisierung und Verdeutlichung des Weges, den man bis jetzt gegangen ist, Ausschnitte aus „Vom Winde verweht” und „Birth Of A Nation”. Zwei Filme, die heutzutage „unmöglich” (sic!) wären, sowie Ausschnitte von den Ereignissen in Charlottesville. Dort wurde 2017 die linke Aktivistin Heather Hayer von einem Rechtsradikalen überfahren und getötet. BlacKkKlansman versucht so zu zeigen, dass der Feind heute noch immer aktiv ist. Er ist stärker als zuvor, weil die mächtigste Institution der USA als Schutzpatron dieser Gruppierung fungiert. Im Grunde wäre der Film höchst wichtig, wenn er nicht auf vielen Ebenen scheitern würde.

Im Grunde könnte man auch damit leben und den Film als das sehen, was es ist, nämlich Unterhaltung. Man kann mit „Unterhaltung” auch argumentieren, dass die Referenzen an die heutige Zeit und Seitenhiebe gegen Trump so unfassbar plump und banal sind. Nur steht der Film nicht für sich allein, sondern die tröstliche, antirassistische Antiradikalität von BlacKkKlansman richtet sich an ein gewisses Publikum.

Denn die weißen Charaktere im Film sind entweder absolut böse oder absolut gut, es gibt kein unangenehmes Dazwischen. Wie das, was man gemeinhin als „White Privilege” kennt, dazu führen könnte, dass auch vermeintlich nicht-rassistische Weiße vom Rassismus profitieren, damit muss sich das Publikum nicht beschäftigen. In einer hässlichen Welt muss man nicht immer den Spiegel der eigenen Hässlichkeit vorgesetzt bekommen. Doch die inhaltlichen Schwächen des Filmes haben viel mit seinem Regisseur zu tun.

Is it the shoes?

Spike Lee ist kein linker Vorzeigeregisseur. Seine Darstellung von Frauen ist auf klassisch-katastrophale Weise misogyn. Bei Charakteren aus der islamischen Welt greift er immer wieder auf dieselben orientalistischen Muster zurück. Das gilt zwar für weite Teile der Filmindustrie, zeigt aber vor allem eines: Spike Lee ist nicht so anders, wie wir das gerne hätten. „That ain‘t cool“, wie 2Pac schon vor 26 Jahren sagte.

Spike Lee mag die Institutionen der Vereinigten Staaten und glaubt an sie. Für ihn ist das Problem nie die Institution selbst, sondern die „faulen Äpfel”. Die Institution selbst ist schon ok und wichtig. Institutionen des US-Kapitalismus wie Nike sind schon ok und man kann Werbung für sie machen. Die US Navy, einer der wichtigsten Institutionen des US-Imperialismus, ist auch ok und man sollte als Schwarzer die Möglichkeiten dieser Institution ausnützen. Das New York Police Department ist an sich auch ok, man muss nur etwas gegen die Missverständnisse mit manchen Communities tun. Und so lässt sich Spike Lee knappe 200.000 US-Dollar von der New Yorker Polizei zahlen, um sie zu beraten.

Der richtige für BlacKkKlansman

Insofern ist es für Lee auch vollkommen ok, wenn ein Polizist als verdeckter Ermittler bei der Polizei arbeitet und die Black Panther infiltriert, solange er das auch beim Ku-Klux-Klan macht. Im Grunde wirkt BlacKkKlansman phasenweise wie ein Rekrutierungsfilm für die Polizei und damit als Fortsetzung der Werbekampagne für die NYPD, wie das auch Boots Riley kritisiert hat.

Doch für die Geschichte, die der Film erzählt, ist Spike Lee der richtige Regisseur. Ein verdeckter Ermittler der alle radikalen Gruppierungen unterwandert, später im Rauschgift-Dezernat in Utah arbeitet und nie mit der Polizei bricht, spiegelt den beinahe blinden Glauben Lees an die mächtigsten Institutionen der USA wider. Erst im August wurde er von CNN interviewt und trug dabei ein T-Shirt mit der Aufschrift „God protect Robert Mueller“. Der ist Republikaner, war zwölf Jahre lang Direktor des FBI, hat aber immerhin zuletzt gegen Donald Trump ermittelt. Naja, immerhin.

Mahdi Rahimi hat Mathematik studiert, ist Teil des FM4 Hip Hop Lesekreises und empfiehlt folgende Veranstaltungsreihe zu Spike Lee im Gartenbaukino.

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