Black Panther: Endlich ein afrikanischer Superheld?

Black Panther ist der neueste Hollywood-Blockbuster – und doch viel mehr als das. Warum, das erklären Naomi Afia Brenya Güneş-Schneider und Samuel Luyinda Mukasa.

Mit Black Panther bekommt der namensgebende Superheld, nach seinem ersten Auftritt im Film „Civil War“, seinen eigenen Eintrag im Marvel-Universum. Nach dem Tod seines Vaters kehrt T’Challa, alias Black Panther, in seine afrikanische Heimat Wakanda zurück. Als Thronfolger muss er sich sowohl den Herausforderungen der Gegenwart als auch den Geistern der Vergangenheit stellen.

Starke Bilder und Schauspieler*innen

Regisseur Ryan Coogler zeichnet in seinem ersten Marvel Film ein eindrucksvolles Bild Wakandas. Das aus den Comics bekannte, fiktionale Land vereint afrikanische Hochkulturen mit technologischem Fortschritt. Diese Vision wird auch durch die Kostüme unterstrichen, die eine Hommage an traditionelle Kleidung diverser afrikanischer Kulturen darstellen.

Die Szenerie bietet das Setting für starke schauspielerische Leistungen. Obwohl Chadwick Boseman als König T’Challa/Black Panther zu Beginn kaum präsent ist, entwickelt er seine Persönlichkeit zunehmend ab der ersten Hälfte des Films. Als Erik „Killmonger“ Steven spielt Michael B. Jordan einen der überzeugendsten Bösewichte im Marvel Cinematic Universe. Mit seiner starken Persönlichkeit geht er über den klassischen Konflikt zwischen Gut und Böse hinaus. Zudem profitiert der Film von starken weiblichen Charakteren, wie Lupita Nyongo als Agentin Nakia und Letitia Wright als T’Challas Schwester Suri.

Nicht nur für Marvel-Fans

Der Film ist freilich nicht perfekt. Einige fragwürdige CGI-Effekte in den Kampfszenen fallen negativ auf, auch handlungstechnisch bleibt es eben „nur“ ein Marvel Superhelden-Film. Trotzdem empfehlen wir den Film nicht nur Fans. Um Freude an Black Panther zu haben, müsst ihr die Marvel Filme nicht kennen, auch wenn es sicher nicht schadet, sich den inhaltlichen Vorgänger „Civil War“ anzusehen.

Hinsichtlich der Sprachausgabe haben beide Versionen Pros und Kontras. Wo es in der deutschen Version an einem gewissen Sprachwitz fehlt, ist ihr jedoch der Verzicht auf einen „afrikanischen“ Dialekt hoch anzurechnen. In der amerikanischen Originalfassung ist besonders Bosemans gefakter Dialekt mit Xhosa-Einflüssen leicht befremdlich.

Übertriebener Hype?

Ist der Film gut? Ja. Wird der Film seinem Hype in Sachen Empowerment gerecht? Schafft er es, Afrika mit der Diaspora zu vereinen? Naja. Hierzu müssen wir etwas ausholen – und empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen.

Zentral ist hier der afro-amerikanische Blickwinkel des Films. Angesichts des starken US-amerikanischen Kinomarktes und des Ursprungs der Comics ist das nachvollziehbar. Allerdings versäumt Marvel damit teilweise die Möglichkeit, die Geschichte etwas authentischer zu gestalten.

So sprechen die Wakandaner*innen untereinander Xhosa (immerhin eine Bantu Sprache), wie es vor allem in Südafrika gesprochen wird, obwohl sich nach den Comics das fiktionale Wakanda in Zentral- oder Ost-Afrika befindet. Diese Kritik mag spitzfindig klingen, jedoch hat die Gleichsetzung von Südafrika mit dem „afrikanischen Mutterland“ als Ganzes eine Tradition in der zeitgenössischen afro-amerikanischen Popkultur und zeugt von mangelnder Differenzierung.

Romantisiertes Afrikabild

Die Kostüme stellen zwar eine wunderbare Hommage an afrikanische Vielfalt dar, wirken jedoch auch wie eine Ansammlung verschiedener Elemente über den ganzen Kontinent. So entsteht der Beigeschmack eines „best of“, ohne einen spezifischen Stil zu entwickeln. In einer traditionellen Gesellschaft, wie Wakanda sie sein soll, wäre eine genaue Abstimmung von Mustern, Farben und sonstigen Elementen zu erwarten. Stattdessen tragen nur zwei Gruppen, die für spätere Kampfszenen relevant sind, klar unterscheidbare Kleidung.

In diesem Sinne ist Black Panther eine wunderschöne Visualisierung des in der Diaspora romantisierten Afrikas und erfüllt somit den Anspruch des Comic-Vorbilds. Er schafft es jedoch nicht ganz, den Ideen eines „afrikanischen Superhelden“ gerecht zu werden.

Eine politische Errungenschaft

Trotz dieser kleinen Einwände ist der Film eine Errungenschaft für Black Culture. Das ist vor allem auf die politische Dimension zurückzuführen. So werden immer wieder deutliche Bezüge zu den Race Riots der 1990er Jahre hergestellt.

In diesem Zusammenhang drängt sich der andauernde Richtungsstreit in der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung zwischen dem moderaten und dem radikaleren Flügel auf. Im Film dient der Konflikt zwischen dem moderaten T’Challa und dem radikaleren „Killmonger“ quasi als Parabel für diese strategische Auseinandersetzung, die in der US-Geschichte etwa von Martin Luther King und Malcolm X verkörpert wurde, oder aktuell im Schlagabtausch zwischen den Schwarzen Intellektuellen Cornell West und Ta-Nehisi Coates. Dank der – für Marvel eher untypischen – starken Herausbildung der Charaktere etablieren sich beide Ansätze als plausible und legitime Alternativen.

Was bleibt?

Auch wenn Black Panther dem Hype des ersten „afrikanischen Superhelden“ nicht vollends gerecht wird, ist ein Blockbuster mit fast vollständig schwarzem Cast und Regie – nur zwei Jahre nach der Diskussion um #OscarsSoWhite – eine Errungenschaft für sich.

Der Film proftiert von seiner politischen Dimension und der starken Herausbildung seiner Charaktere. Alles in allem ist es ein erfrischender und empowernder Ansatz für einen Marvel Film, und ein vorläufiger Höhepunkt im Trend zum „Schwarzen Superhelden“, der sich auch in Serien wie Luke Cage und Black Lightning ausdrückt.

Ein ermächtigender Film

Trotz aller Kritik ist Black Panther also ein absolut ermächtigender Film für Black People of Color. Das liegt vor allem an seinen Figuren, die jenseits klassischer Rollenbilder agieren. Besonders gilt das für die weiblichen Rollen. In Black Panther kämpfen starke Schwarze Frauen und agieren strategisch. Der Film feiert zudem ihre Kostüme und natürliches Haar. Als afro-deutsche Frau habe ich – Naomi – diese Kombination als ungemein stärkend empfunden.

Dass es nicht nur mir so ging, war während des Films und auch danach spürbar. Ein Moment, den ich nicht vergessen werde, war der Blick den ich mit einer Schwester getauscht habe, nachdem gefragt wurde, wie wir den Film finden. Zwischen uns waren keine Worte nötig. Weil wir wussten, was dieser Film für uns bedeutet, und was er mit uns gemacht hat.

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