„Stoppt europäische Waffentransporte in den Libanon!“ – Mit diesem Statement appellierte Lara Bitar, Gründerin von The Public Source, einer unabhängigen investigativen Medienplattform mit Sitz in Beirut, letzten Montag in der Hauptbibliothek am Gürtel an ein Wiener Publikum. Unter dem Titel „Alle heisst alle!“ diskutierten drei feministische Aktivist_innen auf Einladung des Vienna Institute’s for International Dialogue and Cooperation über die Formierung und Herausforderungen neuer Protestbewegungen im Irak und dem Libanon.
Dieser Mitschnitt erscheint in der Reihe „Globale Revolte“ auf Mosaik Blog und unserm Podcast.
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Im Libanon sind die politischen Machtverhältnisse in einem seit mehr als 30 Jahren währenden konfessionellen System verankert. Im Irak wurde das gegenwärtige politische System erst nach der US-geführten Invasion von 2003 etabliert. Beiden gemeinsam ist eine neoliberale Wirtschaftspolitik, die grassierende Korruption und klientelistische politische Strukturen begünstigt. Diese hat zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten geführt. Beide Länder liegen in einem geopolitischen Spannungsfeld, innerhalb dessen die brutalen Kriege in Syrien und dem Jemen zu einer vermeintlichen Normalität geworden sind.
Lara Bitar diskutierte mit Janan Aljabiri, der irakischen Feministin und Vorsitzenden der Kurdish and Middle Eastern Women’s Organization in Großbritannien und der irakisch kurdischen Schriftstellerin und Doktorandin Schluwa Sama. Sie sprachen über die Zukunft lokaler Protestbewegungen und setzten diese in historische und politische Beziehung.
Die Veranstaltung wurde von Magda Seewald (Wiener Institut für Internationalen Dialog) und Helmut Krieger (Institut für Internationale Entwicklung) konzipiert und moderiert. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Was sind die Ziele dieser neuen Protestbewegungen? Aus welchen Teilen der jeweiligen Gesellschaften setzen sie sich zusammen? Wie sehr strahlen sie auf den gesamten arabischen Raum aus? Wie wurden die Erfahrungen der Revolten von 2011 verarbeitet? Wie reagieren die jeweiligen politischen Eliten aber auch eine so genannte westliche Staatengemeinschaft auf die Proteste? Was kann Solidarität mit den Protesten von Europa aus bedeuten?