Das Übel von 1994
Der Trick mit der Kaution
Zu reich für den Gemeindebau?
Schnell kam am Stammtisch eine Diskussion darüber auf, ob auch Reiche im Gemeindebau leben können sollen. Tatsächlich stellt sich die Frage in der Realität nur selten. EinE ManagerIn sieht sich lieber nach einem Penthaus in bester Innenstadtlage um, als im Gemeindebau alt zu werden. Bei MieterInnen, die (auch dank niedriger Mieten im Gemeindebau) zu einem bescheidenen Wohlstand gekommen sind, stellt sich die Frage schon eher. Wir waren uns einig, dass es sich beim öffentlichen Wohnbau um ein Angebot für alle und nicht um Almosen handeln sollte. Der Gemeindebau darf nicht durch höhere Mieten, sondern durch ein gerechteres Steuersystem und die Belastung von Reichen finanziert werden. Die eigentlichen Probleme liegen aber woanders. Die Frage nach Reichen im Gemeindebau kommt nur dann auf, wenn der Gemeindebau eine beschränkte Ressource ist. Wenn die Stadt wieder ausreichend Gemeindewohnungen bauen würde, müssten wir über diesen Aspekt nicht diskutieren. Doch davon sind wir in Wien leider weit entfernt. Der private Wohnungsmarkt dominiert schon längst das Stadtbild. Die Gemeinde hat sich darauf zurückgezogen, diesen zu subventionieren und nicht mehr als Bauherrin aufzutreten. Doch die geförderten Wohnungen sind oft tickende Zeitbomben. Die Förderungen laufen nach einer bestimmten Zeit aus und dann steht Mieterhöhungen nichts mehr im Weg.
Recht auf Wohnen
Die Forderung nach leistbarem und gutem Wohnraum ist eine zentrale. Sie beginnt nicht erst auf der Ebene der großen Politik, sondern im Widerstand von MieterInnen und ihren Initiativen. Ein schönes Beispiel dafür ist das Netzwerk „Recht auf Stadt“, das beispielsweise Aktionen gegen Delogierungen in Wien durchführt. Wer glaubt, dass nur in Spanien Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben werden, irrt. Auch in Wien wirft man im Durschnitt sieben Menschen pro Tag aus ihren Wohnungen. Auch auf der Ebene der Gemeinde- und Bundespolitik braucht es Bewegung. Einerseits darf die Stadt Wien nicht nur leistbares Wohnen plakatieren, sondern muss massiv Wohnungen bauen, um den Ansprüchen einer um 10.000 Menschen pro Jahr wachsenden Stadt gerecht zu werden. Auf Bundesebene muss es eine Rückkehr zum Kategoriemietzins geben und befristete Mietverträge, die Menschen alle paar Jahre aus ihrem gewohnten Umfeld reißen, gehören verboten.