„Sorry, Honeys“: Demos bei Drag-Queen-Lesung in der Villa Vida

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Gestern versuchten rechte und rechtsextreme Gruppen wieder eine Kinderbuch-Lesung in der Villa Vida zu blockieren – und scheiterten. mosaik liefert euch Eindrücke von den Kundgebungen und aus der Villa.

Ein Bündnis von Freiheitlichen, Identitären, Neonazis und christlichen Fundamentalisten wollte gestern die Kinderbuchlesung einer Drag-Queen in der Türkis Rosa Lila Villa/Villa Vida stören. Durch antifaschistische Gegenkundgebungen und die Lesung in der Villa wirkte der Tag eher wie eine kleine Pride. Kurz nachdem ein Redner der rechten Kundgebung verkündete, sie hätten die Veranstaltung in der Villa “erfolgreich verhindert”, verließen zufriedene Eltern mit Kindern die Lesung. Gegen einen Teil der rechten Demonstration, die sich danach Richtung Heldenplatz in Bewegung setzte, gab es am Nachmittag Blockadeversuche. Die Solidaritätskundgebung neben der Villa Vida lief bis 18 Uhr.

Tretgitter
Ab 7.00 Uhr morgens ist der Zugang von der U4-Station Pilgramgasse zur Villa Vida mit Tretgittern versperrt. Die antifaschistische Kundgebung erreicht man über die Spörlinggasse.
Die antifaschistische Kundgebung schwenkt Regenbogenflaggen, packt Seifenblasen aus und tanzt zu Queen, Abba und Lady Gaga.
Identitäre
Um 8.30 Uhr finden sich erste Identitäre bei der rechten Kundgebung ein, die um 8.00 Uhr hätte starten sollen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Wien-Flusses zeigen sich im Laufe der Stunden immer mehr Menschen mit der antifaschistischen Kundgebung solidarisch.
vidapixel
Ab 9.30 Uhr öffnen sich die Fenster der Villa Vida. Laute Musik übertönt die rechte Kundgebung, Drag Queens halten Reden und skandieren “jeder Nazi hat ein kleines Spatzi”.
Rechte Kundgebung
An der rechten Kundgebung nehmen bis zum Schluss 200 bis 300 Personen teil.

Wie ist die Stimmung indes in der Villa Vida? Davon erzählt die langjährige Villa-Aktivistin und Queer Base-Mitbegründerin Marty Huber im Interview.

mosaik: Du bist hier, um die Lesung in der Villa Vida zu unterstützen. Was ist dabei heute eure Aufgabe?

Marty Huber: Ich bin seit 1996 Teil der Villa und hier aktiv, außerdem Mitbegründerin der Queer Base. Hier geht es heute darum zu zeigen, dass die Villa ein Ort für viele ist, wo es möglich ist, die eigenen Fragen zu sexueller- und Geschlechtsidentität auszuleben oder auch auszuprobieren. Und das seit über 40 Jahren. Die Villa ist für die queere Community ein extrem wichtiger Ort. Sie ist ein Ort, wo sich neue Organisationen gründen. Viele haben hier klein angefangen, von der Aidshilfe Wien bis zu FAmOS. Die Villa ist ein Ort, der versucht, immer für diejenigen da zu sein, die es gerade am nötigsten brauchen. Ich glaube, das schafft sie ganz gut, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne sich dabei zu verraten.

Die Mobilisierung für die antifaschistische Gegenkundgebung scheint gut funktioniert zu haben. Hättest du damit gerechnet?

Ich war eher optimistisch. Ich weiß, dass vielen Leuten die Villa wichtig ist. Und ich lese normalerweise nicht das Standardforum, aber es gab da davor so Kommentare wie: „Lasst eure klebrigen Finger von der Villa.“ Also ich denke, es verbinden so viele Generationen etwas mit diesem Haus. Deswegen habe ich mit viel freudiger, queerer „Flamboyanz“ gerechnet.

Der Großteil der Menschen steht auf der Linken Wienzeile draußen vor der Villa. Wie ist denn die Stimmung in der Villa?

Ich war in den oberen Stockwerken am Organisieren, da war die Stimmung sehr gut. Am Anfang angespannt, weil wir nicht wussten, was passieren wird. Aber dann haben wir, trotz Koordinationsarbeit, trotz Security-Checks immer wieder dazwischen getanzt, weil die Musikbeschallung sehr gut war. Es wird gekocht und gegessen. Wir versuchen natürlich, dass alle sicher und gut informiert durch den Tag kommen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass niemand in Gefahr gerät. Egal wie alt jemand ist, egal ob Kinder oder Senior:innen, denn wir sind eben für alle da und das haben wir heute ganz gut bewiesen.

Was bedeutet die Aktion heute für die Zukunft – wird euch rechter Protest davon abhalten, weiterhin Veranstaltungen wie die Lesung zu machen?

Nein. Ganz ehrlich, es ist jämmerlich, was die Rechten heute aufgestellt haben. Schon andere Versuche der Rechten, wie die Fassadeaktion, haben voll abgestunken. Auch wenn sie meinen, sie müssen wiederkommen – sie kommen nicht durch. Sorry Honeys, nicht mit uns.  

Text: Sarah Yolanda Koss
Fotos: Franz Hagmann

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