8 Superreiche: Umverteilung reicht nicht

Acht Männer besitzen $426 Milliarden US Dollar – und damit so viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung. Das ist Irrsinn, klar – aber es reicht nicht aus, den Reichtum anders zu verteilen.

Würde man diese 426 Milliarden gleichmäßig auf 7 Milliarden Menschen aufteilen, würde jeder und jede etwa 60 Dollar erhalten. Das mag hierzulande ein nettes Geschenk sein und mancherorts tatsächlich kurzfristig eine große Hilfe. Grundsätzlich ändern würde sich (außer für die acht betroffenen Herren) nichts.

Reichtum ist Macht

Tatsächlich steht die Zahl mit den vielen Nullen nicht in erster Linie dafür, dass acht Männer besonders viele schöne Villen, Autos und Privatflugzeuge haben (das sind ärgerliche Nebeneffekte). Vor allem steht diese unvorstellbare Summe für unsagbare Macht. Diese acht Menschen haben ihren Reichtum ja nicht auf Sparbüchern liegen, sondern sie verfügen damit über gigantische wirtschaftliche Komplexe. Sie kontrollieren damit Facebook, Zalando, Microsoft oder einstmals staatliche Telekommunikationsfirmen. Sie bestimmen mit ihrem Reichtum, was du auf Facebook zu sehen bekommst (hoffentlich diesen Artikel), unter welche Bedingungen Computer produziert und wie sie entsorgt werden, ob im Kongo Menschen für Coltan sterben, was wir anziehen und wie unsere Kleidung produziert wird. Der obszöne Reichtum von Wenigen ist nicht bloß ungerecht, weil die Vielen so viel weniger besitzen. Er ist ein Skandal, weil Reichtum Macht über uns alle bedeutet. Es sind die scheinbar unpolitischen Wirtschaftsbeziehungen, die darüber entscheiden wie wir leben, arbeiten und konsumieren.

Umverteilung reicht nicht

Die sozialdemokratische Antwort auf die schockierende Nachricht von den acht reichen Herren ist abzusehen: Wir müssen endlich Vermögenssteuern einführen und Steuerschlupflöcher stopfen. Daran ist nichts verkehrt. Es bremst die bestehende Entwicklung vielleicht etwas und es ermöglicht hier und da dringend notwendige Verbesserungen und Investitionen. Das eigentliche Problem wird damit aber nicht angetastet: Ein Wirtschaftssystem, das darauf basiert, dass einige wenige über den Reichtum verfügen können, den wir alle gemeinsam schaffen.

Wie backen wir den Kuchen?

Die klassische sozialdemokratische Perspektive war über viele Jahrzehnte, dass möglichst viele Menschen ein Stück vom stetig wachsenden Kuchen der Gesamtwirtschaft abbekommen sollen. Doch damit ist es längst vorbei. Der Kapitalismus des Jahres 2016 ist und bleibt in der Krise. Dazu kommen die für alle sichtbaren ökologischen Grenzen des kapitalistischen Wachstums. Das sozialdemokratische Versprechen ist längst unglaubwürdig geworden.

Die Aufgabe ist viel größer: Es geht darum Wirtschaft und Gesellschaft grundsätzlich zu demokratisieren. Also nicht nur den Kuchen etwas gerechter zu verteilen, sondern in Frage zu stellen, wie er gebacken wird. Wie können sieben Milliarden Menschen gemeinsam entscheiden, wie die enormen Reichtümer und Potentiale genützt werden können, so das diese Welt ein besserer Ort für uns alle wird? Das ist die Frage, die uns die Nachricht von den acht Multimilliardären aufzwingt.

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