Ein Mittschnitt der digitalen Diskussionsreihe der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung vom 15. April 2020.
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Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen befinden sich während der Corona-Pandemie in besonders verletzlichen Situationen. Doch wie genau wirkt sich die Pandemie auf Migrationsbewegungen im Mittelmeer aus? Diesem Thema widmet diese Ausgabe der AkG Diskussionskreise „Gesellschaftsforschung in Zeiten der sozialen Distanzierung: Die Corona-Krise und ihre Folgen“. Maurice Stierl (University of Warwick) und Sonja Buckel (Universität Kassel) bieten dabei einen Einblick in die aktuelle Situation auf dem Mittelmeer und zeigen kritische theoretische Perspektiven auf, die helfen die besprochenen Ereignisse einzuordnen.
Maurice Stierl, der unter anderem bei der Organisation Alarm Phone aktiv ist, gibt einen kurzen Überblick über die Migrationsbewegungen in den letzten Monaten in der Ägäis, im westlichen Mittelmeer und im zentralen Mittelmeer. Dabei spricht er insbesondere über die Situation im zentralen Mittelmeer und den dortigen Grenzschutzmaßnahmen: der Luftraumüberwachung, Aktivitäten der libyschen Küstenwache sowie “refoulement” und“push-back by proxy”, Praktiken die grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien und Menschenrechte von Geflüchteten ignorieren. Es werden auch gegenwärtige politische Kämpfe um diese Praktiken besprochen: etwa die Aktivitäten des Alarm Phone oder die Kampagne “Free Elhiblu3”. Sonja Buckel bietet anschließend eine theoretische Einordnung. Sie spricht über den Zusammenhang von Grenzen, imperialer Lebensweise, Biopolitik und Rassismus.
Die Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung existiert seit 2004 als ein offener Zusammenschluss von Sozialwissenschaftler*innen aus dem deutschsprachigen Raum. Ihre gemeinsame Arbeit verfolgt das Ziel, gesellschaftskritische Theorieansätze in einer Zeit zu diskutieren und weiterzuentwickeln, in der eben solche Ansätze an Hochschulen kaum noch Platz finden. Ihre digitale Diskussionsreihe versteht sich daher als ein Versuch, trotz physischer und sozialer Isolation ein kollektives Nachdenken über den Zustand einer sich rapide wandelnden Welt zu ermöglichen. Die Vorträge finden dabei immer mittwochs von 16 bis 17 Uhr via zoom statt und sind anschließend hier im Mosaik-Podcast nach zu hören. Die Links zu den Veranstaltungen finden sich unten. Die Moderation verdanken wir dieses mal dem Mosaik-Redakteur Benjamin Opratko.