“Die Mission der Lifeline” feiert in Graz Weltpremiere

Über zwei Jahre begleiteten zwei FilmemacherInnen die „Mission Lifeline“. Entstanden ist ein Film über die Geschichte der Gruppe und die zahlreichen Widerstände dagegen. Am Montag feiert er in Graz Weltpremiere. Es wird einen zweiten Film brauchen, sagt der Gründer der Organisation.

Dresden ist eben nicht nur PEGIDA. Die Hauptstadt Sachsens ist auch jene Stadt, in der sich 2016 „Mission Lifeline“ gründete. Die Organisation setzte es sich zum Ziel, Menschen im Mittelmeer aus Seenot zu retten. Wenig später kaufte die Gruppe einen Kutter und baute ihn zu einem zu Rettungsboot um – all das durch Spenden finanziert. Doch die Geschichte von „Mission Lifeline“ ist auch eine der Repression, der Anfeindungen und der Not. Nun haben Marcus Weinberg und Luise Baumgarten mit „Die Mission der Lifeline“ einen Film über die NGO gemacht. Am Montag feiert der Film in Graz Weltpremiere.

Aktiv werden

„Sie haben uns von Anfang an mit der Kamera begleitet“, sagt Axel Steier, der Gründer der „Mission Lifeline“ im Gespräch mit Mosaik. Von Anfang an heißt in diesem Fall unmittelbar nachdem sich die Gruppe gründete. Aktiv waren die Leute von „Mission Lifeline“ schon davor in der Dresdner Geflüchtetensolidarität und dem Dresden-Balkan-Konvoi. Etwa zur selben Zeit im Jahr 2015 fanden in Dresden auch die größten Kundgebungen von PEGIDA statt. Bis zu 20.000 Menschen gingen auf die Straßen um gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ zu demonstrieren. „Wir konnten nicht einfach nur zuschauen“, sagt Steier. „Aber es bringt nichts, nur dagegen zu demonstrieren. Wir wollten selbst ein Zeichen setzen.“

Also sammelte die Gruppe Geld. Knapp 200.000 Euro kamen zusammen, um den Einsatz im Mittelmeer zu ermöglichen. Damit kauften sie dem Verein „Sea Watch“, der ebenso Flüchtlinge aus Seenot rettet, die „Sea Watch 2“ ab. Gut 200 Menschen kann sie aufnehmen. Im September 2017 stach das – in „Lifeline“ umbenannte – Schiff erstmals in See, um ihre Mission zu erfüllen.

Überall Widerstand

Das ging eine Zeit lang gut und in etwa wie geplant. Doch im Juni 2018 zeigte die Unmenschlichkeit der herrschenden Zustände ihre erbittertste Seite. Mit knapp 230 Flüchtlingen an Bord weigerte sich die italienische Regierung, das Schiff anlegen zu lassen. Auch kein anderes EU-Mitgliedsland bot einen sicheren Hafen an. Nach einer tagelangen Odyssee und Verhandlungen zwischen verschiedenen Regierungen durfte die „Lifeline“ schließlich in Malta anlegen. Doch der Hafen war nicht sicher.

Denn wenig später nahm die maltesische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Kapitän Claus-Peter Reisch auf. Die Registrierung der „Lifeline“ sei nicht ordnungsgemäß, so der Vorwurf. Gegen 10.000 Euro Kaution kam er frei, das Land durfte er nicht verlassen. Und die „Lifeline“ steckte im Hafen von Valletta fest. Die Polizei beschlagnahmte das Schiff. Es sei ein „Tatwerkzeug“, so der Vorwurf. „Ich gehe aufrecht zum Gericht, für das was ich gemacht habe – nämlich 234 Menschenleben gerettet. Seenotrettung kann keine kriminelle Sache sein und dazu stehe ich“, sagte Reisch dem Mitteldeutschen Rundfunk. Ein Urteil wird für die kommenden Monate erwartet.

Es gibt kein Aufhören

Seither sammelt die „Mission Lifeline“ Geld für ein neues Boot. Zuletzt bekam die Gruppe auch von der evangelischen und der katholischen Kirche, sowie von der UNO-Flüchtlingshilfe Geld. Von Regierungsstellen bleibt die Unterstützung aus. Auch Jan Böhmermann und Die Fantastischen Vier spendeten in der Vergangenheit für die Gruppe. Aufhören oder gar aufgeben ist für Axel Steier keine Option. „Das Gefühl, ein Menschenleben zu retten, ist etwas Besonderes“, sagt er. „Das Wissen, das wir das Richtige tun, macht unsere Arbeit einfacher.“

Dieses Gefühl soll der Film „Die Mission der Lifeline“ vermitteln. Zwei Jahre haben Marcus Weinberg und Luise Baumgarten die Seenotretter*innen mit der Kamera begleitet. Auf hoher See, im Hafen Valletta und in den Straßen von Dresden. Der Film, so Steier, soll die Bedeutung der Einsätze aufzeigen und die Zuseher*innen emotional erreichen, ohne aber kitschig zu werden. „Das ist gut gelungen“, sagt er.

Premiere in Österreich

In Graz feiert der Film im Rahmen des elevate-Festivals am Montag Premiere. Steier wird ebenso wie Kapitän Reisch und Produzentin Steffi Rostoski anwesend sein. Tags darauf zeigt das Schikaneder in Wien den Film ebenso. In Deutschland wird „Mission der Lifeline“ erst im Mai, beim Münchner DOK-Fest, einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. „Wir haben mit dem Festival eine Exklusivitätsvereinbarung“, sagt Reisch. „Aber es war kein Problem, das wir den Film vorher in Österreich zeigen.“

Es wird nicht der letzte sein, den Weinberg, Baumgarten und die „Mission Lifeline“ zusammen machen. Zur Zeit arbeiten sie an einem Projekt, bei dem die Geflüchteten im Mittelpunkt stehen und ihre Geschichte erzählen. Fünf Menschen erzählen von ihrem Leben, ihrer Flucht und die Veränderungen, die sie ausgelöst hat. „Das fehlt beim aktuellen Film nicht absolut“, sagt Reisch. „Aber wir dürfen diese Perspektive nicht vergessen.“

Tipp: Hier geht es zum Trailer des Films. Hier könnt ihr „Mission Lifeline“ unterstützen.

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