Debatte Rot-Blau 9 | Brief an die GenossInnen

An die Genossen Niessl, Muchitsch, Entholzer, Steidl, Darabos etc.,

ich bin jetzt 29 Jahre alt. Bei der Nationalratswahl 1999 war ich 13 Jahre alt und habe mich im Zuge des Wahlkampfs das erste Mal genauer mit den antretenden Parteien und Politik im Allgemeinen auseinandergesetzt. Als dann die FPÖ zweitstärkste Partei wurde und zusammen mit der ÖVP im Jahr 2000 die Bundesregierung bildete, wusste ich, dass ich das nicht will und dass ich dagegen ankämpfen muss.

Am 19. Februar 2000 war ich gemeinsam mit 300.000 anderen Menschen auf der Straße um ein Zeichen gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ zu setzen. Ich glaube, die meisten von euch waren auch dort.
In den folgenden Jahren der blau-schwarzen bzw. schwarz-blauen Regierungszeit seid ihr alle schon in wichtigen Funktionen in der Sozialdemokratie bzw. der Gewerkschaftsbewegung. Ihr habt in dieser Zeit bei jedem Gespräch, bei jeder Wortmeldung in Gremien und in der Öffentlichkeit sowie bei jeder anderen sich bietenden Gelegenheit betont, welche Katastrophe die Regierungsbeteiligung der FPÖ ist. Denn sie habe zur Folge, dass sich der kleine Mann, die kleine Frau, die ArbeitnehmerInnen und alle, für die wir uns einsetzen, warm anziehen müssen. Schlagwort damals: soziale Kälte!

Wisst ihr was: ihr hattet Recht

Nun darf ich den Medien entnehmen, dass ihr im Burgenland die FPÖ in die Regierung holt und dass andere von euch in einer Regierungsbeteiligung der FPÖ ein „Erfolgsprojekt“ vermuten oder dass ihr euch eine Koalition mit der FPÖ auch außerhalb des Burgenlandes vorstellen könnt. Was schließe ich nun daraus? Eure Aufregung von damals war nur gespielt. In Wahrheit geht es euch nur um Machterhalt und dafür ist euch kein Preis zu hoch. Ihr seid keine SozialdemokratInnen, ihr seid Machtmenschen.

Aber ihr könnt euch sicher sein: Ich und viele Andere werden noch politisch aktiv sein, wenn ihr in Pension seid. Wir werden dann nicht gut über euch sprechen, das verspreche ich.

Jetzt wird es Zeit, gegen euch und eure Sympathie für die FPÖ auf die Straße zu gehen und das werden wir auch tun!

Florian Hohenauer ist Bundesjugendvorsitzender der FSG und der GPA-djp.

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