25 Menschen sollen ihren Job in der APA verlieren – obwohl die Presseagentur eines der wenigen profitablen Unternehmen in Österreichs Medienlandschaft ist. Die Geschäftsführung missbraucht die Corona-Krise, um anständig bezahlte ältere durch schlecht bezahlte jüngere Kolleg*innen zu ersetzen, schreibt die Ex-APA-Journalistin Christine P.
Der 4. Mai war kein guter Tag für Österreich. Die Arbeitslosigkeit, erfuhr die Öffentlichkeit da, liegt mittlerweile so hoch wie noch nie in der Zweiten Republik. Ein besonders schlechter Tag war der 4. Mai für diejenigen, die dafür sorgen, dass Informationen wie diese im ganzen Land ankommen: Die Mitarbeiter*innen der österreichischen Presseagentur APA erfuhren an diesem Tag, dass 25 ihrer Stellen gestrichen werden sollen. Geschäftsführer Clemens Pig überbrachte die schlechte Nachricht, wie Anwesende berichten, kühl und gelassen. Stumm mussten die weitgehend im Home Office sitzenden APA-Mitarbeiter*innen seiner Videobotschaft lauschen. Fragen waren nicht zugelassen.
Stellenabbau trotz stabiler Profite
Grund für den Stellenabbau ist nicht, dass es der APA wirtschaftlich schlecht ginge. Als eines der wenigen Unternehmen in Österreichs Medienlandschaft machte sie in den letzten Jahren stabile Profite. Die Eigentümer*innen, das sind zu 40 Prozent der ORF und zu 60 Prozent die österreichischen Tageszeitungen (ausgenommen die Krone), hatten Grund zur Freude. Sie entnahmen nur zu gerne Gewinne aus der APA. Das Unternehmen wurde immer mehr zu einer Cash-Cow für die beteiligten Medien.
Ein österreichischer Leitbetrieb
Die APA ist das, was in Österreich als Leitbetrieb gilt. Ihre Arbeit ist für die gesamte Medienbranche richtungsweisend, ihre Unabhängigkeit unumstritten. Über die politische Orientierung der Führungskräfte ist wenig bekannt. Unter Schwarz-Blau I biss sich selbst der damalige FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler bei seinen Interventionsversuchen die Zähne aus. Doch die APA ist auch ein Männerklub: Im Vorstand sind 11 von 13 Vertreter*innen Männer, der Aufsichtsrat wäre ohne Betriebsrat eine reine Männerrunde.
Plumpe Gewinnmaximierung
Grund für den Stellenabbau ist auch nicht, dass die APA wenig zu tun hätte. Die Nachfrage nach Journalismus ist in der Corona-Krise besonders hoch. Während andere Medien Kurzarbeit anmelden mussten und Subventionen aus Härtetöpfen beziehen, wird die APA auch 2020 ohne Staatshilfe profitabel abschließen.
Der APA droht keine Krise, nur ein niedrigerer Gewinn als zuletzt. Zudem würden die Gehälter laut Kollektivvertrag (KV) kräftig steigen. Geschäftsführer Clemens Pig nennt den KV explizit als Grund für den Stellenabbau. Das Motiv ist also plumpe Gewinnmaximierung auf Kosten langjähriger, zuverlässiger Angestellter.
Unter 900 Euro für 20 Wochenstunden
Im Umgang mit den Mitarbeiter*innen hatte die APA zuletzt zwei Gesichter: Zum einen investierte sie viel Energie darin, ein gesundheitszertifizierter Betrieb zu werden. Obstkistln, Yoga und Massagen werden angeboten. Zum anderen ist der Arbeitsdruck ständig gestiegen und die Bezahlung für Neuanstellungen beschämend niedrig. In manchen Abteilungen liegt das Einstiegsgehalt für einen 20-Stunden-Job bei weniger als 900 Euro, obwohl die Mehrzahl der Anfänger*innen Akademiker*innen sind.
Corona-Vereinzelung kalt ausgenützt
Mit dem jetzt geplanten Stellenabbau will die Geschäftsführung ältere, besser bezahlte Mitarbeiter*innen loswerden. Mindestens elf der 25 Stellen sollen durch Kündigung langjähriger Kolleg*innen abgebaut werden, schreibt die Belegschaft in einer Resolution. Der Betriebsrat protestierte scharf und kündigt Verhandlungs- und Kampfbereitschaft an. Die weitgehende Vereinzelung im Home Office erschwert die Gegenwehr allerdings. Geschäftsführer Clemens Pig nützte diese Situation kalt aus.
Signal für andere Medien
Die APA ist ein Leitbetrieb. Ihr Vorgehen könnte also ein Signal für Österreichs Medienlandschaft sein, dass kühle neoliberale Gewinnmaximierung ungeniert über soziale Verantwortung und Planungssicherheit gestellt werden können. Es bleibt zu wünschen, dass der Betriebsrat und die Gewerkschaft GPA-djp mit ihren Protesten Erfolg haben. Widrigenfalls müssen wohl auch Beschäftigte anderer Medien mit Gehaltseinbußen oder Jobverlust rechnen, nachdem die Kurzarbeitsregel der Bundesregierung abgelaufen ist.
Christine P. war bis 2019 APA-Mitarbeiterin und hat das Unternehmen freiwillig verlassen. Da sie als freie Journalistin auf Aufträge österreichischer Medien angewiesen ist, haben wir den Namen auf ihren Wunsch verändert.