Die Forderungen der Geflüchteten im Zeltlager Linz

Am 24. Juni demonstrierte eine Gruppe von Flüchtlingen aus der Zeltstadt in Linz friedlich und selbstorganisiert für ihre Rechte, allem voran für eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung. Über 250 Menschen sind seit Mai in der Zeltstadt auf dem Linzer Polizeisportgelände untergebracht und leiden unter Hitze, Unwettern und der Gesamtsituation im Lager. Am 2. Juli fand gemeinsam mit dem Linzer Bündnis gegen Rechts eine weitere Demonstration unter der Losung: „Asyl ist Menschenrecht“ statt. Wir dokumentieren hier die Forderungen, die von Flüchtlingen dabei formuliert wurden.

Was wir wollen:

  1. Dauerhafte und gute Unterbringung unter menschenwürdigen Bedingungen
    Beendigung der belastenden Transfers an Orte ohne grundlegende Infrastruktur und Hygiene, wo wir dem Wetter ausgeliefert sind. Schluss mit den Zeltcamps! Öffnung leerer Gebäude! Schluss mit dem Transfer in exterritoriale Lager – wie in die Slowakei! Das Recht zu Fliehen und das Recht der Bewegungsfreiheit sind Menschenrechte!
  2. Zugang zu Informationen über Aufenthalt, nächsten Transfer und Asylverfahren
    Die permanenten Verschiebungen an wechselnde Orte und der Mangel an Informationen schafft bei uns Verunsicherung; uns fehlt insbesondere die Möglichkeit, Transfers nachzuvollziehen und verständliche Gründe für Grüne Karten mitgeteilt zu bekommen (Grüne Karten bedeuten Beschränkung der Bewegungsfreiheit und einen unsicheren und prekäreren Stand des Asylverfahrens).
  3. Zugang zu Rechtshilfe, Übersetzungen und angemessener Gesundheitsversorgung
    Wir haben keinen angemessenen Zugang zu Rechtsberatung, es gibt kaum Kontakt zu Rechtsberater_innen oder der Kontakt wurde durch den Transfer abgerissen. Es gibt keine Übersetzer_innen für rechtliche Fragen oder Gesundheitsfragen oder für Fragen des täglichen Lebens. Medizinische Versorgung gibt es nur einmal pro Woche, und diese ist unzureichend. Psychologische Unterstützung fehlt komplett.
  4. Schnelle Anerkennungen für unsere Asylverfahren – besonders im Hinblick auf unsere Familien, die noch in Kriegssituation leben
    Viele von uns machen sich Sorgen um ihre Familien. Unsere Kinder sind umgeben von Krieg und bedroht von Verfolgung. Wir brauchen schnelle Asylanerkennungen, damit wir unsere Kinder und Ehepartner_innen retten können.
  5. Schluss mit dem System der Enteignung und Diskriminierung
    Wir mussten verschiedene Situationen der Diskriminierung durch Mitarbeiter_innen des Sicherheitsdienstes erleben. Wir wollen von den Behörden und ihren Angestellten respektvoll behandelt werden. Wir möchten uns um uns selbst kümmern – für uns selbst kochen, damit wir das haben, was uns gehört.
  6. Recht zu gehen und Recht zu bleiben
    Wir möchten gerne hier bleiben, und die Chance bekommen, ein respektierter und engagierter Teil der Gesellschaft zu sein. Es muss Schluss damit sein, dass man uns „wie Tiere“ herumschiebt; wir brauchen Frieden statt der täglichen Gefahr der Abschiebung. Aber da wir fühlen, dass die österreichische Regierung Flüchtlinge nicht willkommen heißt und unsere Situation nicht versteht – Verfolgung, Krieg und fehlende Lebensgrundlagen – und uns so behandelt wie sie es tut, möchten wir das Recht haben, uns innerhalb der EU frei zu bewegen und das Dublin-System abgeschafft wird.

English Version of the demands of the refugees staying at the tent camp at Linz
What we want:

  1. Permanent and proper accommodation under human conditions
    Put an end to burdensome transfers to locations without basic infrastructure, hygiene and being exposed to the weather.
    Stop the Tent Camps! Open empty buildings! Stop the transfer to exterritorial camps – like Slovakia! The right to flee and the freedom of movement are human rights!
  2. Access to information about the stay, the next transfer and the asylum procedure
    The permanent shifting and the lack of information is causing insecurity among us; especially are we missing traceability regarding transfer and understandable reasons for green cards (which means a limitation of the freedom of movement and a precarious and uncertain state of the asylum procedure).
  3. Access to legal aid, translators and proper health care
    We don’t have proper access to legal aid, mostly there is nearly no contact to legal advisers or the contact was cut by the transfer. There are no translators for legal or health issues or questions regarding everyday life. Medical care is only once per week and inadequate. Psychological support is missing at all.
  4. Fast decisions for our asylum procedure – especially regarding the families, who are still in danger in the war
    Many of us are concerned about our families. Our children are surrounded by war and in danger of being persecuted. We need quick decisions regarding our asylum in order to save our children and wives.
  5. Stopping the system of deprivation and discrimination
    We had to face several situations of discrimination by members of the security staff. We wish to be treated respectfully by the authorities and their employees. We also want to take care of our own affairs – to cook for ourselves in order to have our ownership.
  6. The right to stay and respectively the right to move
    We would love to stay here and to get the chance to be part – a respected and engaged part – of the society. We need an end of being transferred around “like animals”; we need peace from the daily danger of deportation. But as we feel that the Austrian government is not welcoming refugees and not understanding our situation – persecution, war and missing livelihood – and treats us like this, we would like to have the right of free movement within the EU and the suspension of the Dublin system.

Die Forderungen stammen von einer Gruppe von Flüchtlingen des Zeltlagers in Linz, die an den dortigen Protesten der letzten Wochen teilgenommen haben.

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